Kleben auf lackierten Oberflächen – eine Herausforderung für sich

Sascha Buchbach ist Leiter Lackprüfungen und Anwendungstechnik in der Abteilung Lacktechnik am Fraunhofer IFAM. Im ersten Webinar der Reihe „Kleben – aber sicher“ des Jahres 2021 stellte er die besonderen Aspekte beim Kleben auf Lackaufbauten vor.

SEHEN SIE SICH HIER DIE AUFZEICHNUNG DES WEBINARS AN!

Lackapplikation in einer Lackierkabine unter kontrollierten klimatischen Bedingungen
© Fraunhofer IFAM
Lackapplikation in einer Lackierkabine unter kontrollierten klimatischen Bedingungen
Reinigung und Aktivierung von komplexen FVK-Oberflächen durch Atmosphärendruck-Plasma vor dem Lackieren
© Fraunhofer IFAM
Reinigung und Aktivierung von komplexen FVK-Oberflächen durch Atmosphärendruck-Plasma vor dem Lackieren

Herr Buchbach, warum ist die Klebtechnik die ideale Fügetechnik für lackierte Oberflächen?

Die Motivationen für das Kleben auf lackierten Oberflächen sind für Industriekunden vielfältig. Zu nennen sind der Einsatz von vorbeschichteten (z. B. geprimerten) Materialien, neue Fahrzeugkonzepte (z.B. Modulbauweise) sowie neue Werkstoffe. Unternehmen profitieren von einer Kosteneinsparung durch den Entfall von Maskierung und Demaskierung des Klebflansches und von schnelleren Prozesszeiten.

 

Bereits im Titel betonen Sie die „Herausforderung“ beim Kleben auf lackierten Oberflächen. Was macht die Anwendung der Klebtechnik im Lackbereich so schwer?

Das Kleben auf lackierten Oberflächen ist am ehesten zu vergleichen mit dem Kleben von Kunststoffen, da die im Lack enthaltenen Bindemittel Polymere sind (z. B. Polyurethane, Epoxide, Acrylate, Alkydharze, Polyesterharze). Gegenüber den üblichen Kunststoffwerkstoffen handelt es sich bei Lackformulierungen jedoch in der Regel um deutlich komplexer zusammengesetzte Polymersysteme mit einer größeren Vielfalt von adhäsions- und  alterungsbeeinflussenden Zusatzstoffen. Ohne spezifische Vorbereitung/Vorbehandlung der Lackoberfläche sind diese meist nicht beständig klebbar.

Soll auf Lack geklebt werden, erweitert sich die Liste der Anforderungen an das Lacksystem: Von der Kraftübertragung (das Lacksystem wird zum Konstruktionselement) über die Benetzbarkeit/Klebbarkeit der Oberfläche bis hin zur Aushärtung.

 

In welchen Projekten und Anwendungsbereichen Ihrer Abteilung Lacktechnik begegnet Ihnen das Kleben?

Schwerpunktmäßig kommen die Anfragen aus dem Bereich der Automobilindustrie und Schienenfahrzeugbau. Diese Branchen unterstützen zum Thema Kleben auf lackierten Oberflächen seit Jahren. Aktuell gibt es zwei Forschungsprojekte zum Kleben auf lackierten Oberflächen in der Schifffahrtindustrie und für die Offshore-Branche. Anstatt der klassischen Schweißtechnik kommt auch hier die Klebtechnik verstärkt zum Einsatz. Hier ist der Korrosionsschutz durch Beschichtungen enorm wichtig.

 

In welchen Prozessschritten des Klebens auf lackierten Oberflächen können die Lacktechnik- und Klebtechnik-Experten des Fraunhofer IFAM Anwender beraten und praxisorientiert unterstützen?

Die Experten in den Bereichen Klebtechnik und Lacktechnik des IFAM können bereits bei der Auslegung der Klebung, bei der  Rezeptentwicklung und Optimierung von Klebstoffen und Lacken unterstützten und der Entwicklung und Optimierung der Vorbehandlungsverfahren unterstützen. Dazu gehört die Auswahl von Lacksystemen und Klebstoffen sowie die dazu gehörigen Prüfungen an Verklebungen auf lackierten Oberflächen in unseren akkreditieren Versuchslaboren. Zusätzlich können vor Ort Prozessaudits nach DIN EN 6701 oder geltenden Normen durchgeführt werden. Eine Schulung der Mitarbeiter am IFAM und in Unternehmen ergänzen das Angebot.

 

Wer sollte sich – Ihrer Meinung nach – Ihr Webinar bzw. die Aufzeichnung unbedingt anschauen?

Automobilhersteller und Nutzfahrzeugindustrie, Schienenfahrzeugbau sowie Schifffahrt, Offshore und klassischer Maschinenbau, ebenso Lack- und Klebstoffhersteller.

 

Herr Buchbach, vielen Dank für das Interview!

Aufzeichnung des Webinars

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