Schluss mit der ellenlangen Suche! Der Anwenderleitfaden »Kleben - aber richtig!« führt den Klebpraktiker Schritt für Schritt durch eine fachgerechte Klebung

Die Kurse finden direkt am Fraunhofer IFAM statt und die Teilnehmer erhalten neben begleitenden Unterlagen auch abschließende Zertifikate.
Die Übersicht dient zur schnellen Auswahl des gewünschten Prozessschrittes.
In den FVK-Kursen des Fraunhofer IFAM lernen die Teilnehmer verschiedene Fertigungsverfahren sowie deren Anwendung und Verhalten kennen.
© Industrieverband Klebstoffe e.V.
Bruchbildbeurteilung

Die Klebtechnik ist längst nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken: Von der Bastel- und Hilfstechnologie, bis hin zu Hochleistungsanwendungen bei Zügen, Flugzeugen oder auch Automobilen. Doch gerade diese Vielfältigkeit birgt einige Herausforderungen, denn Klebstoffherstellern sowie Klebstoffanwendern ist es kaum mehr möglich, alle Einsatzgebiete und einzelne Parameter zu berücksichtigen. Zwar gibt es unzählige Datenblätter, die in der praktischen Anwendung aber oftmals ungeeignet sind. Um eine belastbare Klebung sicherstellen zu können, sind die korrekte Durchführung und Einhaltung aller erforderlicher Prozessschritte jedoch entscheidende Aspekte. Hier knüpft der interaktive Leitfaden »Kleben - aber richtig!«, der gemeinsam vom Industrieverband Klebstoffe e.V. und dem Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung (IFAM) entwickelt wurde, an. Dabei handelt es sich um ein Online-Dokument, das sich auf die Klebtechnik im professionellen Umfeld konzentriert. Der hochkomplexe Vorgang des Klebens soll fachgerecht sowie praxisnah abgebildet werden. Anhand eines fiktiven Produktes werden Schritt für Schritt alle Stufen der Planungs- sowie Fertigungsphase systematisch erläutert. Bei spezifischen Nachfragen dient die Suchfunktion als wertvolle Hilfestellung.

Doch an wen richtet sich der Leitfaden nun? Welchen Mehrwert bietet die Nutzung? Im Interview bezieht Prof. Dr. Andreas Groß, Leiter der Abteilung »Weiterbildung und Technologietransfer« am Fraunhofer IFAM, Stellung. Darüber hinaus erklärt er, wieso es sich lohnt, sich die Aufzeichnung des Webinars vom 27. Juni 2019 anzusehen.

 

Herr Prof. Groß, was hat Sie dazu motiviert, sich bei der Konzeption des Leitfadens miteinzubringen?

Die Tatsache, dass Kleben so komplex ist! Denn die Zahl der qualitätsbeeinflussenden Faktoren ist bei dieser Fügetechnik, im Vergleich zu allen anderen deutlich höher. Damit meine ich nicht, dass andere Fügetechniken »einfacher« sind, doch im Hinblick auf Komplexität und Sensitivität ist Kleben eine spezielle Fügetechnik. Vor diesem Hintergrund ist der Leitfaden entwickelt worden. Das Ziel ist es zum einen, den Anwender in die Lage zu versetzen, zumindest die gröberen Fehler, die beim Kleben gemacht werden, zu vermeiden. Zweitens soll er dazu gebracht werden, die Klebtechnik in der notwendigen Ganzheitlichkeit anzusehen: Von der Idee bis zum fertigen Produkt, inklusive Reparatur und Instandsetzung. Mit dem Leitfaden soll eine umfassende Hilfestellung geboten werden, um wirklich alle Schritte, die für eine qualitativ hochwertige Klebung notwendig sind, auch in der Praxis berücksichtigen zu können. Meines Wissens nach, ist dieser Leitfaden, in seiner Breite und Form aktuell einmalig.

Welche Rolle nehmen Qualitätssicherungsnormen ein? Werden diese auch im Leitfaden berücksichtigt?

Im Leitfaden beziehen wir uns auf die DIN 6701 sowie DIN 2304, die zukünftig in einer europäischen Norm für den Schienenfahrzeugbau und einer ISO für die generelle Industrie münden werden. Die Normen verfolgen den gleichen Ansatz, nämlich den Anwender dahin zu bringen, den Klebprozess ganzheitlich zu betrachten und den Einsatz des Klebstoffes nicht auf Einzelfaktoren zu beschränken. Im Hinblick auf die Motivation sind beide identisch, sie haben eine inhaltliche kausale Verbindung, sind aber grundsätzlich voneinander unabhängig. Das bedeutet also auch, dass durch die Nutzung des Leitfadens nicht gleichzeitig eine Zertifizierung nach DIN 6701 und DIN 2304 einhergeht.

An wen richtet sich der Leitfaden, wer soll angesprochen werden?

Der Leitfaden richtet sich an alle Anwenderunternehmen, von den Kleinbetrieben über den Mittelständler bis hin zum Großbetrieb. Grundsätzlich sollen dort alle Ebenen angesprochen werden, wobei die Praxis zeigt, dass hauptsächlich anleitende, beziehungsweise leitende Positionen den Leitfaden nutzen. Schließlich muss die Person alle Parameter kennen, um Arbeitsanweisungen aussprechen zu können. Dennoch kann jedermann online, auf der Homepage des Industrieverbandes (www.klebstoffe.com) auf den Leitfaden zugreifen. Schließlich soll das Dokument als Informationsplattform für alle Interessenten und Anwender im Bereich der Klebtechnik dienen. Wir als Fraunhofer IFAM, sowie der Industrieverband Klebstoffe e.V., wollen dadurch einen weiteren Baustein für das Gerüst »Kleben - aber richtig!« generieren. Zudem möchte ich darauf hinweisen, dass aus der Nutzung des Leitfadens im Schadensfall keine juristischen Dinge abgeleitet werden können.

Soll der Leitfaden auch zukünftig weiter modifiziert werden?

Der Leitfaden wird in regelmäßigen Abständen hinsichtlich Design, Praktikabilität, Handhabbarkeit und Inhalt aktualisiert. Im Moment fokussiert sich der Leitfaden auf die korrekte Ausführung einer Klebverbindung. Weitere Gedanken, zum Beispiel inwieweit die Klebtechnik zum Leichtbau und Multimaterialdesign beiträgt, werden im Moment nicht berücksichtigt. Zukünftig werden jedoch Fragestellungen rund um die Kreislaufwirtschaft und den gesamten Produktlebenszyklus einen hohen Stellenwert einnehmen: Was passiert mit einem geklebten Produkt, wenn das Produkt entsorgt werden soll, im sogenannten End-of-Life-Stadium? Wie steht es um das Thema Recycling? Welchen Beitrag leistet die Klebtechnik hier? Diesen Gedanken wird auch der Leitfaden nachgehen müssen, wobei nach wie vor der Fokus natürlich darauf bleibt, die Klebung sicher und richtig herzustellen.

Welches Wissen werden die Teilnehmer beim Webinar am Donnerstag, 27. Juni 2019, erlangen sowie die Zuschauer der Aufzeichnung?

Das Webinar und die Aufzeichnung geben einen Überblick zu dem Leitfaden. Es werden die Beweggründe für die Entwicklung sowie die Verbindung zu den Normen dargestellt. Dabei wird deutlich gemacht, dass mit der Nutzung des Leitfadens keine Betriebs-Zertifizierung erreicht werden kann. Das ist auf juristische und inhaltliche Gründe zurückzuführen. Es wird auch klar kommuniziert, dass dieser Leitfaden kein Ersatz der Personalqualifizierung ist, sondern lediglich eine Ergänzung. In keiner Weise handelt es sich hier um ein Konkurrenzprodukt, denn der Leitfaden beschreibt nur Phänomene und welche Folgen sich aus Fehlern heraus ergeben können. Er erklärt nicht, warum das ein Fehler ist. Das ist wiederum ein zentrales Element der Weiterbildung und daher ist diese nach wie vor unabdingbar.

 

Vielen Dank für das Interview!

Weitere Informationen

 

Hier können Sie sich zum Webinar anmelden

Erfahren Sie mehr über das Online-Dokument als Hilfestellung für alle Klebpraktiker. Die Herstellung einer Klebung wird systematisch in allen Stufen erläutert.

Link zum Leitfaden »Kleben - aber richtig!«

Klicken Sie sich hier durch den Leitfaden, der in Zusammenarbeit von Industrieverband Klebstoffe e.V. und dem Fraunhofer IFAM entwickelt wurde.