Frau Brinkmann, in welchen Prozessschritten, Projekten und Anwendungsbereichen unterstützt Ihre Abteilung?
Wir unterstützen die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche in korrosionstechnischen Fragestellungen: sei es bei der Werkstoffauswahl, der Beurteilung oder auch der Entwicklung von Korrosionsschutzkonzepten. Wir unterstützen auch, wenn es mit dem Korrosionsschutz nicht geklappt hat, bei der Ursachenanalyse. So kann der Schutz in Zukunft gewährleistet werden.
Herr Dr. Plagemann, welche Rolle spielt die galvanische Korrosion in der Oberflächentechnik und in Klebprozessen?
Bauteile werden immer komplexer, so besteht kaum ein Bauteil mehr nur aus einem Material. Deshalb begegnen die meisten Konstrukteure der galvanischen Korrosion – oder auch die Kontaktkorrosion, wie sie umgangssprachlich eher genannt wird. Auch bei der Konstruktion mit faserverstärkten Materialien, wie beim Einsatz von carbonfaserverstärkten Kunststoffen (CFK), sollte die galvanische Korrosion berücksichtigt werden.
Ein wichtiger Zusammenhang mit Klebprozessen besteht darin, dass das Kleben eine Möglichkeit darstellt, den elektrischen Kontakt unterschiedlicher Metalle zu vermeiden. Kleben stellt damit eine mögliche Schutzmaßnahme dar. Dies gilt nicht, wenn das gesamte Bauteil auf die Erde gelegt wird. In diesem Fall entsteht elektrischer Kontakt. Dann kann sich die galvanische Korrosion auch nachteilig auf die Lebensdauer der Klebverbindung auswirken. Die galvanische Korrosion beschleunigt die Unterwanderung der Klebfuge nämlich meist.
Herr Dr. Plagemann, der Titel des Webinars war ursprünglich »Korrosionsschutz - für Sicherheit, Funktionsfähigkeit und Werterhalt«. Wieso haben Sie den Titel und damit den inhaltlichen Fokus geändert?
Wir erhalten sehr viele Anfragen zur galvanischen Korrosion und schätzen das Interesse an diesem Bereich des Oberflächenschutzes besonders hoch ein. Außerdem: Korrosionsschutz ist ein komplexes Thema und die Lösungen fallen nach Anwendung sehr unterschiedlich aus. Es ist schwierig, allgemein gültige Regeln aufzuzeigen, die dem Anwender in der Praxis weiterhelfen. Im konkreten Falle der galvanischen Korrosion besteht dagegen die Möglichkeit, das Risiko anhand einiger Faustformeln realistisch abzuschätzen. Deshalb eignet sich ein Webinar mit konkreten Lernergebnissen, die praxisnah und effektiv umgesetzt werden können.
Frau Brinkmann, welche grundlegenden Mechanismen und Methoden gibt es beim Korrosionsschutz zu beachten?
Eine absolute Korrosionsbeständigkeit kann in der Regel nicht erreicht werden. Deshalb zielen die ergriffenen Schutzmaßnahmen vor allem darauf ab, die Geschwindigkeit des korrosiven Angriffs soweit zu verringern, dass eine Schädigung des Bauteils während der Lebensdauer vermieden werden kann. Deshalb hilft es, die einwirkenden korrosiven Belastungen während der Lebensdauer zu reflektieren und anzugehen. Anhand dieser und der verwendeten Werkstoffe können geeignete Schutzmaßnahmen ausgewählt werden. Die Korrosion sollte schon vor der Konstruktion in die Planung einbezogen werden, denn Schäden im Anschluss zu reparieren ist oft teuer. Meist kann der konstruktionsbedingte Korrosionsschutz - wie beispielsweise das Vermeiden von Flüssigkeitsansammlungen - schon einen großen Beitrag leisten.
Herr Dr. Plagemann, wer sollte sich – Ihrer Meinung nach – Ihr Webinar unbedingt anschauen?
Wir besprechen alle grundlegenden Mechanismen und Möglichkeiten zur Verhinderung der galvanischen Korrosion, welche wiederum sämtliche Oberflächentechnikprozesse beeinflusst. Daher richtet sich unser Webinar an alle Konstrukteure in diesem Bereich. Auch Ingenieure und Materialwissenschaftler, aber auch Chemiker oder Anwender, die an Korrosionsschutz interessiert sind, laden wir herzlich ein.
Herzlichen Dank für das Interview!