Herausforderungen beim Kleben im Bauwesen

Das Kleben wird auch für das Bauwesen eine immer interessantere Fügetechnologie. Im zweiten Webinar der Webinar-Reihe 2021 »Kleben – aber sicher« erhielten Sie Informationen zu den Besonderheiten und Herausforderungen des Klebens für tragfähige Anschlüsse. Anhand von konkreten Beispielen aus dem Holzbau, dem Stahlbau und dem Faserverbundbau ging Dr. Till Vallée aus der Abteilung Klebtechnische Fertigung am Fraunhofer IFAM darauf ein, was aus Sicht des Bauingenieurs zu beachten ist. 

Kleben im Bau Visual 2
© Fraunhofer IFAM
Klebtechnik: Kleine Proben charakterisieren die Holzfestigkeit, mittlere Zugscherproben ermöglichen die Klebstoffauswahl und große Probekörper verifizieren die Ergebnisse am Bauteil.
Kleben im Bau Visual 3
© Fraunhofer IFAM
Nach der Zugscherprüfung: Die Klebstofffuge ist bei richtiger Anwendung tragfähiger als das Probematerial.
Kleben im Bau Visual 1
© Fraunhofer IFAM
Wenn das Material eher versagt als der Klebstoff, kann man von einer gelungenen Klebstoffauswahl sprechen.

Herr Dr. Vallée, welche Rolle spielt das Kleben im Bauwesen bislang?

Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten – denn der Klebprozess hängt vom betrachteten Werkstoff und vom Kleben selbst ab. Im Holzbau ist das Kleben durchaus üblich – meist um Holzwerkstoffe aus kleineren Teilen herzustellen. Auch im Glasbau wird durchaus geklebt, Stichwort structural glazing. Das Kleben als statisch wirksames Verbindungsmittel steht erst am Anfang seiner Entwicklung.

 

Bereits im Titel betonen Sie die »Herausforderung« beim Kleben im Bauwesen. Was macht die Anwendung der Klebtechnik am Bau so schwer?

Die Herausforderung beim Kleben im Bau liegt nicht so sehr auf der technischen Ebene—hier gibt es durchaus belastbare und direkt umsetzbare Erkenntnisse. Es gilt Vertrauen in das Kleben zu schaffen: Kleben wird oft als temporäre Behelfsfügetechnik verstanden. Durch Kleben können jedoch auch dauerhaft größere Lasten abgetragen werden. Andererseits ist diese Fügetechnik normativ kaum, und auch nur für eingegrenzte Bereiche wie den Holzbau, abgedeckt. Eine weitere Herausforderung besteht dabei, das Kleben aus der Theorie, sprich dem Labor, in die Praxis, also auf die Baustelle, zu bringen.

 

In welchen Projekten und Anwendungsbereichen Ihrer Abteilung Klebtechnische Fertigung begegnet Ihnen das Kleben im Baubereich konkret?

Wir arbeiten an Forschungsvorhaben, bei denen Normen vorerst keine Einschränkungen darstellen. Daher setzen wir das statisch wirksame Kleben in unterschiedlichen Bereichen wie dem Holzbau, dem Stahlbau, dem Glasbau und in Verbindung mit Faserverbundwerkstoffen ein. In der Regel werden Bauteile betrachtet, die als praxisrelevant gelten.

 

In welchen Prozessschritten des Klebens am Bau können die Experten in Ihrer Abteilung Klebtechnische Fertigung Anwender beraten und praxisorientiert unterstützen?

Um es kurzzufassen: in allen! Dies fängt von der Auswahl und Qualifizierung geeigneter Klebstoffe für die angedachte Anwendung an, dem Entwurf angepasster Fügeprozessen. Und reicht bis hin zur rechnerischen Auslegung und Bemessung von geklebten Verbindungen.

 

Wer sollte sich – Ihrer Meinung nach – Ihr Webinar und die Aufzeichnung unbedingt anschauen?

Bauingenieurinnen und Bauingenieure, insbesondere aus den konstruktiven Bereichen.

 

Mehr Informationen finden Sie in der Fachinformation »Innovation Kleben am Bau«: https://www.ifam.fraunhofer.de/content/dam/ifam/de/documents/Klebtechnik_Oberflaechen/Klebtechnische_Fertigung/kleben_am_bau_fraunhofer_ifam.pdf

Webinar-Aufzeichnungen

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